Liebste Leserin, liebster Leser, liebste Lesende,
herzlich willkommen beim Spreeblick-Newsletter, dem LED-betriebenen Leuchtturm an der Küste der Herzlichkeit, dem handgemalten Wegweiser an der Gabelung der Verzweiflung, dem folgenschweren Anker am Kettenende der Solidarität.
Hinweis: Ich schreibe in diesem Newsletter über das, was mich persönlich beschäftigt und bewegt. In dieser Ausgabe aber geht es nach einem Ausflug in meine persönliche Vergangenheit in West-Berlin auch um Krieg, vor allem aber um Aufrüstung, Wehrpflicht und meine Gedanken dazu. Wer das im Moment nicht ertragen kann: I feel you. Löscht diese Mail dann bitte einfach, statt sie zu lesen, es kommen auch wieder leichtere Themen, versprochen.
Vergangenheit
Die wilden Jahre meines West-Berliner Daseins begannen 1978. Ich war süße 14 Jahre alt, hatte gerade Punkrock entdeckt, und in Berlin spielten alle (alle!) wichtigen und unwichtigen Bands dieses und aller (aller!) angrenzenden Genres. Im Kant-Kino in der Kantstraße, im Metropol am Nollendorfplatz, im Kreuzberger SO36, manchmal auch in der Eissporthalle oder sogar in der Deutschlandhalle an der Jafféstraße, später im LOFT, ebenfalls am Nollendorfplatz.
Ich durfte erstaunlicherweise schon im sehr jungen Alter zu diesen Konzerten gehen, ich musste meinem Vater nur versprechen, dass ich zu einer abgemachten Uhrzeit wieder zuhause sein und mich bei Verzögerungen melden würde. Aus einer sogenannten Telefonzelle, Kids!
Wegen der 22-Uhr-Regelung habe ich Vorgruppen immer gehasst, weil sie den Auftritt des Main Acts unnötig verzögerten und ich mich deshalb sehr oft in Telefonzellen wiederfand. Doch ich hielt mich an die Vereinbarung und wunderte mich erst sehr viel später, dass meine Eltern sich oder mich nie gefragt haben, wie ich mir den Spaß mit manchmal drei oder mehr Konzerten pro Woche überhaupt leisten konnte. (Die Antwort wäre gewesen, dass ich sehr selten tatsächlich Eintritt bezahlt habe, aber das ist eine andere Geschichte.)
Da ich zur gleichen Zeit meine erste Band System gegründet hatte, die mit Songs wie U-Bahn oder Sprüh es an für Begeisterung bei mindestens ein paar Leuten gesorgt hat (in dieser Doku von Manfred Jelinski und Jörg Buttgereit gibt es noch ein paar Live-Aufnahmen aus dem Jahr 1980 im SO36 zu sehen), spielte bald auch das Club- und Nachtleben in West-Berlin eine große Rolle in meinem Leben. Ich lernte sehr viele, sehr unterschiedliche Menschen mit sehr diversen Hintergründen, Geschichten und Vorlieben kennen. Und liebte das alles. Wie toll und bunt und aufregend die Welt und ihre Bewohner*innen doch waren!
Denn meine Heimatstadt (West-) Berlin war für mich natürlich die ganze Welt. Logisch. So wie hier waren junge Menschen überall: Wild, größtenteils herzlich, offen für fast alles, künstlerisch tätig, sexy, manchmal ein bisschen gefährlich, immer von Musik umgeben, an allem interessiert. Manche waren gerne exaltiert angezogen, manche lieber gar nicht. Viele Männer mochten Frauen, viele Frauen mochten Männer, manche Männer mochten Männer, manche Frauen mochten Frauen, und manche Frauen oder Männer waren keine.
Und ich war mittendrin in diesem wunderbaren Chaos.
Toll, diese Welt.
Natürlich traf mich irgendwann die bittere Erkenntnis , dass mein Berlin eben nicht die Welt war. Doch es dauerte noch etwas länger, bis ich mich gefragt habe, wieso Berlin eigentlich so war, wie es war. Und bis ich eine der vielen Antworten gefunden hatte:
Wer in West-Berlin wohnte, also den ersten Wohnsitz in der Westhälfte der damals noch geteilten Stadt hatte, musste nicht zum Bund. Es bestand keine Wehrpflicht.
Und deshalb zogen alle männlichen Wesen, die in der damaligen Bundesrepublik Deutschland wohnten, aber überhaupt keine Lust auf Musterung und Wehrdienst und nicht einmal auf Zivildienst hatten (oder die Angst vor Repressionen aufgrund ihres Aussehens oder ihrer sexuellen Orientierung befürchteten), nach West-Berlin. Um dem Wehrdienst zu entgehen. Und sie brachten Freunde und Freundinnen und andere Gleichgesinnte mit und prägten maßgeblich das Bild der Stadt, ihre Kultur, das Kunst-, Musik- und Nachtleben.
Rückblickend ist es ein bisschen ironisch, dass West-Berlin vor Mauerfall voller französischer, britischer und amerikanischer Soldaten war und gleichzeitig diese hohe Dichte an Kriegsdienstverweigerern hatte. Aber so war es.
Wieder später, als ich mit meiner zweiten Band Plan B immer häufiger durchs Land tourte, wurde mir wirklich bewusst, welch wichtiges Thema der Wehrdienst für junge Männer in der gesamten, ein ganzes Stück von West-Berlin entfernten Bundesrepublik war. Witzige Anekdoten wurden uns an einigen Abenden nach den Gigs erzählt, peinliche Erinnerungen kamen hoch. Aber auch von Machtmissbrauch war oft die Rede, von ekelhaften Vorgesetzten, von Demütigungen durch sie oder die Kameraden, von traumatischen Erlebnissen. Von sehr viel Männlichkeitskult. Von Sexismus und Schwulenhass. Von Gewalt.
Ich war nach solchen Gesprächen immer sehr froh, dass dieser ganze Kram mit der Bundeswehr an mir vorbeigegangen war, und ich verdrängte eigentlich alles in diesem Zusammenhang. Denn auch, wenn die Gefahr eines tatsächlichen Kriegseinsatzes von deutschen Soldaten damals gering war, empfand ich es als monströse, groteske Absurdität, dass man junge Männer dazu zwingend konnte, in letzter Konsequenz wahlweise zu potentiellen Mördern oder Leichen zu werden, weil Machtstreben und/oder politische Streits und/oder finanzielle, geopolitische und Rohstoff-Gier einzelner Männer zu Kriegen führen konnten.
Aber ja: Ich hatte das Privileg, das alles verdrängen zu können. Und so war zunächst auch nach 1989 die Wehrpflicht kein großes Thema bei mir und meinen Kumpels, wir waren mit der Band in der Welt unterwegs, es waren friedliche Zeiten für uns, die Mauer war weg, alles wurde irgendwie besser – oder fühlte sich zumindest so an.
Ein Jahrzehnt später wurde ich innerhalb weniger Jahre Vater zweier Söhne. Ich dachte nie wirklich darüber nach, ob die Jungs mal zur Bundeswehr müssten, fand es dann aber prima, als 2011 die Wehrpflicht ausgesetzt wurde. So war es doch super: Die, die zur Bundeswehr gehen wollten, konnten das tun, manche studierten dort, machten Karriere. Alle anderen mussten eben nicht. Wozu auch. Es gab für uns glücklicherweise keinen Krieg zu kämpfen.
Diese Zeiten sind womöglich vorbei.
Gegenwart
Im Jahr 2025 müssen wir davon ausgehen, dass die Wehrpflicht (eher selten wird vom “Kriegsdienst” gesprochen) wieder aktiviert und u.U. auch für Frauen eingeführt wird. Denn uns stehen vielleicht Kriegszeiten bevor.
20.000 Leute fehlen der Bundeswehr wohl. (Was vermutlich massiv untertrieben ist, ich zitiere dafür den Oberst a.D. und Verteidigungsexperten Ralph Thiele: “Wenn sie sich überlegen, dass Napoleon auf dem Weg nach Moskau 300.000 Soldaten verloren hat (…)” – geht ja schnell dann, mit den “Verlorenen” auf dem Weg nach Moskau. Fragen Sie mal Napoleon. Oder, wenn Sie nicht ganz so weit zurückreisen wollen, Hitler.)
Nach dem Willen der CSU sollen die 20.000 im Moment fehlenden Soldat*innen noch in diesem Jahr "durch die Kasernentore schreiten".
Zwei der 20.000 dieser meist jungen Menschen könnten theoretisch meine Söhne sein. Und es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis wir auch verbal nicht mehr nur schreiten, sondern wieder marschieren, denn ich werde irgendwie das Gefühl nicht los, dass einige in diesem Land darauf stehen.
Ich habe mich immer als Pazifist gesehen, mir ist aber auch klar, dass das relativ einfach war, denn Kriege waren weit weg von mir. Von uns. Es fiel mir leicht, die Realität von auf der Welt passierenden (Stellvertreter-) Kriegen zu ignorieren, konkretere Fragen zum Thema auszublenden und mir eine Welt vorzustellen, in der halt einfach niemand hinging, wenn Krieg war.
Mir ist ebenso klar, dass das Recht auf Selbstverteidigung für ein angegriffenes Land ohne den Einsatz von Waffen nicht auszuüben ist. Dass die Ukraine ohne militärische Unterstützung nach dem Angriff durch Russland wahrscheinlich nicht mehr als souveräner Staat existieren würde, und dass es generell nicht sein darf, dass ein Land sich ein anderes durch militärische Gewalt Untertan macht. Ein angegriffenes Land muss sich wehren, sich verteidigen dürfen. Der pure Wunsch nach Verhandlungen und gewaltlosen Lösungen mitten in einem stattfindenden Krieg lässt diese nunmal leider nicht automatisch passieren.
Frieden muss also manchmal erkämpft, vor allem aber in Friedenszeiten gesichert werden. Und daher gibt es neben meinem Verständnis dafür, dass die Ukraine weiterhin militärischen Support braucht, noch viele andere Ebenen der aktuellen Debatten, die mich beschäftigen. Denn es gibt ja hoffentlich eine Zeit nach dem Krieg in der Ukraine, und es gibt ja hoffentlich noch Möglichkeiten, weitere Kriege in Europa zu verhindern. Entgegen der aktuell anscheinend vorherrschenden Meinung finde ich nämlich nicht, dass sich die Erkenntnis der nötigen militärischen Hilfe für die Ukraine und der Wunsch nach zukünftig friedensstiftenden Lösungen, die nicht allein auf Aufrüstung basieren, ausschließen.
Es wäre für eine umfangreiche Diskussion dazu vielleicht hilfreich, medial nicht nur die prozentualen Militärausgaben einzelner Länder sowie die Bezeichnungen und Eigenschaften von bestimmten Waffensystemen zu kommunizieren und Militärexperten zu Wort kommen zu lassen, sondern z.B. auch mal Friedens- und Konfliktforscher*innen zuzuhören. Es soll nämlich inzwischen Menschen geben, die nicht einmal wissen, dass es solche Leute überhaupt gibt.
Und es wäre in diesem Zusammenhang vielleicht ebenso wichtig, sich daran zu erinnern, dass das Wettrüsten nach dem Zweiten Weltkrieg beinahe zur kompletten Katastrophe geführt und erst das anfangs sogar einseitige Abrüsten für zuverlässigeren Frieden gesorgt hat.
“Erzähl das mal Putin!”, höre ich euch denken, und ihr habt mit diesem Einwand natürlich recht. Die Gedankenwelt und das Handeln dieses Mannes (inzwischen gepaart mit dem von Trump) sind auch für weitere europäische Länder Bedrohung und Gefahr. Auch für Deutschland, da sind sich die meisten (wenn auch nicht alle) Expert*innen einig.
Doch dass Europa auf diese Bedrohung durch russländische Aggressionen, über die man spätestens seit dem Kaukasuskrieg 2008 und der Annexion der Krim 2014 nachdenken konnte, keine anderen Antworten zu haben scheint als massives Aufrüsten und die Vorbereitung auf Krieg(e), finde ich durchaus bedenklich.
Seit vielen Monaten werde ich auf nötige Wehrhaftigkeit Deutschlands eingestimmt, auf die Dringlichkeit der Kriegstüchtigkeit der gesamten Gesellschaft, und darauf, dass sich Deutschland ab 2030 (zirka, so über den Daumen) höchstwahrscheinlich im Krieg gegen Russland befinden werde. Die Planung von hunderten von Milliarden für Militärausgaben und sogar die neuerlichen Rufe nach Atomwaffen muss ich offenbar völlig normal finden.
Und wahrscheinlich sind diese Rufe nach Kriegstüchtigkeit ja leider richtig und nötig. Kann sein. Wir müssen uns da auf die Expert*innen verlassen.
Das Blöde ist nur, dass es Expert*innen waren, die auch noch nach 2008 begeistert Waffendeals zwischen Deutschland und Russland befürwortet haben – trotz der Sorgen, die damals aus Estland und Georgien geäußert wurden. Der damalige Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) betonte noch 2011 das deutsche Interesse "an einer modernen russischen Armee, die gut geführt ist". Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine 2022 gab de Maizière zwar zu Protokoll, dass er eigentlich schon damals "sehr skeptisch" gewesen sei, als er die Deals eingetütet hat (seine enorme Skepsis kommt in diesem wirklich sehenswerten Clip leider nicht so richtig zur Geltung), aber was sollte er damals schon tun. Er war ja nur Verteidigungsminister. Die Bundeswehr wollte das alles so, sagte de Maizière später. Häh?, antwortete der damalige Heeresinspekteur Bruno Kasdorf darauf zwar, denn: "Es geschieht nichts in der Bundeswehr, was politisch nicht gewollt ist”, aber klar: Hinterher wissen immer alle alles besser, sogar ich.
Aber auch für das Jetzt wird es mal ein Hinterher geben. Und ich glaube, es ist einfach ganz gut, sich dessen bewusst zu sein, wenn die Rufe nach mehr Waffen und mehr Aufrüstung immer lauter werden.
Moment, ich glaube, ich verrenne mich gerade, ich muss kurz eine Grafik einblenden, auf die mich eine Ausstellung zum Buch “Nothing Personal – The Back Office of War" des aus Russland stammenden Fotografen Nikita Teryoshin aufmerksam gemacht hat:

Es gibt leider trotzdem nicht viel daran zu rütteln: Europa befindet sich in einer furchtbaren Situation. Und anders als mein jüngeres Ich kann ich die bestehenden Gefahren nicht mehr ausblenden oder ignorieren.
Dass aber über Menschen geradezu verächtlich gelacht wird, welche die Vielschichtigkeit der aktuellen Situation betrachten wollen und die Suche nach friedensstiftenden Lösungen jenseits der militärischen fordern – das werde ich weder verstehen noch gut finden noch mitmachen.
Und nur am Rande: Wann sprechen wir im Rahmen der immensen Summen für Militärausgaben auch mal über Zivil- und Katastrophenschutz? Ist da was geplant? Oder geht es bei diesen Budgets ausschließlich um die Anschaffung von Kriegsgerät?
Zukunft
Für manche Leute scheint die Wiederaufnahme der Wehrpflicht schon abgemachte Sache zu sei, noch bevor die Entscheidung tatsächlich getroffen wurde. Dabei haben wir auch in diesem Bereich vorher noch ein paar spannende Diskussionen zu führen, denke ich. Denn 51% der Deutschen mögen wohl für die Wiederaufnahme der Wehrpflicht sein, doch die meisten Deutschen sind auch alt. Bei den 18- bis 29-Jährigen, die von der Wehrpflicht am stärksten betroffen sein dürften, trifft sie bei 61% auf Ablehnung1.
Das hat vielleicht auch damit zu tun, dass wir es hier mit einer jungen Generation zu tun haben, die seit Jahren für ihr Engagement in Sachen Klimakrise belächelt und teilweise sogar angeklagt und eingesperrt wurde. Für die sich außerdem die Bundesregierung während der COVID-19-Pandemie nicht so wahnsinnig doll interessiert hat. Und deren Anliegen, Bedürfnisse und Sorgen auch im jüngsten Wahlkampf keine große Rolle gespielt haben.
Diese Generation besteht außerdem mittlerweile zu rund 40% aus jungen Menschen mit sogenanntem Migrationshintergrund, also aus Menschen, die sich von der Normalisierung so ekelhafter Begriffe wie “Remigration” durchaus bedroht fühlen, da sie verstehen: Beim Rassismus in Deutschland geht es nicht um ihren Pass, sondern um ihre Hautfarbe, um die Herkunft ihrer Eltern, Großeltern, Urgroßeltern, um ihre Religion. Um ihre Vornamen.
Und diese jungen Menschen möchte man nun also dazu bewegen, sich wahlweise freiwillig oder nicht ganz so freiwillig militärisch für Deutschland zu engagieren, im allerschlimmsten Fall also für dieses Land zu sterben. So wie es seit 2022 vermutlich hunderttausende meist junge Menschen aus der Ukraine und Russland tun. Im Fall von Soldat*innen: weil es ihnen als unumgänglich vermittelt wurde, und weil es ihnen befohlen wurde.
Ich bin gespannt, wie diese Debatte hier in Deutschland in den nächsten Monaten verlaufen wird, denn neben den eben genannten Faktoren gibt es da ja auch noch die fehlenden Ressourcen für eine Wiederaufnahme der Wehrpflicht (Kasernen, Ausbilder*innen, Geräte) und es stellen sich Fragen nach der Ausrichtung von Ausbildungen und der möglichen Geschwindigkeit dabei. Auf eine Art sind wir schon mittendrin in Angriffen durch zerstörte Unterseekabel oder auch Medienmanipulation, für deren Bekämpfung IT-, Medien- und andere Online-Expert*innen mindestens so sehr gebraucht werden wie “herkömmliche” Soldat*innen.
Ja.
Was für ein beschissenes Thema.
Ich glaube, mich verärgert am meisten diese merkwürdige Einseitigkeit bei einigen Debatten in Deutschland seit vielen Monaten. Mir fehlen einfach noch viel mehr kritische Auseinandersetzungen mit den Geschichten, die mir gerade erzählt werden, mich lässt die gefühlte Einstimmigkeit vieler Medien verzweifeln.
Denn die gleichen Leute, die noch vor wenigen Wochen behauptet haben, dass uns ein Aussetzen der Schuldenbremse ins Verderben führen wird, wollen sie jetzt noch vor Amtsantritt durchsetzen. Die gleichen Leute, die mir immer wieder erklären wollen, dass ein Staatshaushalt quasi wie eine Familienkasse zu behandeln wäre (was Unsinn ist), wollen mir auch einreden, dass durch härtere Grenzkontrollen Attentate verhindert werden (was auch Unsinn ist). Und wenn mir jetzt die mitunter gleichen Leute erzählen, dass nur massive Aufrüstung und geradezu endlose Budgets für die Bundeswehr die Sicherheit im Land und in Europa garantieren können … dann halte ich es für angebracht, mindestens skeptisch zu sein. Denn von den vielen anderen nötigen Maßnahmen höre ich leider wenig bis gar nichts, und blöderweise habe ich nicht den Eindruck, dass in der neuen Regierung Leute an der Spitze stehen werden, denen diese anderen Maßnahmen bewusst und daher wichtig sind.
Meine Hoffnung bleibt, natürlich. Darauf, dass die Ukraine zur Ruhe kommt und nicht noch mehr Menschen sterben müssen. Darauf, dass es eben keinen weiteren Krieg in Europa (und anderswo) geben wird, nicht jetzt, nicht in fünf Jahren, nicht in 50. Darauf, dass keine Eltern ihre Kinder in einen Krieg schicken müssen.
Ich hoffe auf: Frieden.
Johnny
Bei Entstehung dieses Textes war “WELT” die einzige (“exklusive”) Quelle zu einer ganz aktuellen YouGov-Studie. Ich verlinke keine Springer-Medien, aber die Quelle der o.a. Zahlen soll natürlich genannt werden, ihr findet das bei Bedarf und vermutlich ist die Studie auch bald öffentlich verfügbar.
Erst wollte ich deiner Warnung entsprechend wegklicken. 🤷🏻♀️
Du beschreibst sehr gut „mein“ Berlin. So und nicht anders war es. Es ist viel zu lange her. Ich habe mir nie Gedanken gemacht warum es so war. Es war nicht alles immer schön und auch nicht immer leicht, klar. Aber gerade habe ich Angst! Ich habe meiner Oma zugehört, meiner Ma, bin in der Schule mit Dokumentationen der Nazizeit befeuert worden und habe Angst! Ich hoffe mit dir und vielen anderen, dass da noch was abzubiegen ist, denn ich weiß nicht was zu tun ist.
Danke für die schöne Beschreibung auch meiner Jugend 🙂
Ich arbeite u.a. als Referent für die Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Str. Die Mehrheit der Führungen ist für Schulen aus Deutschland auf der Abschlussfahrt (10. Klasse). Schon in den letzten Wochen vor der Wahl habe ich in Bezug zur ehemaligen Wehrpflicht und den Todesopfern an der Grenze, davon gesprochen das diese evtl. aus aktueller Weltlage, wieder eingeführt wird. Von den 14-16 jährigen haben 99% kein Wissen davon. Auch nicht von der ersten Maßnahme, das Männer sich nach dem 18. Geburtstag registrieren müssen, Frauen dies freiwillig können.
Das Unwissen ist erschreckend, obwohl es sie direkt betrifft.