Spreeblick News #48
Diesmal: Substack Notes; eine erlebte Geschichte; Buch-, TV- und Musiktipps
Oha!
Da hat sich ja über Ostern richtig was getan bei Substack, der aktuell von mir genutzten Newsletter-Service-Anbieter-Portal-Plattform. Substack macht nämlich plötzlich Twitter Konkurrenz. Ich erkläre das gleich, aber zunächst ein herzliches Willkommen an die zahlreichen neuen Abonnent*innen!
Kurze Vorstellung meinerseits für die Neuen: Johnny Haeusler, Jahrgang 1964, Berlin, komme aus der Musik und dem Radio, habe 2002 mit dem Blog spreeblick.com begonnen, außerdem 2006 die re:publica und 2015 die TINCON mitgegründet, mache alle paar Wochen Musikradio im Internet und schreibe hier über manches, was mich bewegt. Manchmal sind das Geschichten von früher, manchmal Gedanken zum Jetzt. Ab und zu verlinke ich hübsche Netzfundstücke oder Musik. Und ich freue mich, wenn euch das interessiert und unterhält.
Was ist denn jetzt mit Substack?
Substack bündelt ja von Beginn an diejenigen Newsletter, die ihr hier abonniert. Ihr habt also alle neuen Ausgaben der verschiedenen Substack-Autor*innen nicht nur in eurer Emailbox, sondern auch in einem „Feed“, einer Inbox auf der Substack-Site oder in der Substack-App. Die Plattform will ein „Reader“ für Newsletter sein.
Und nun gibt es da neben der Inbox auch den neuen Menüpunkt Notes, und das ist nichts anderes als eine Art Twitter. Sieht auch ein bisschen so aus. Kurznachrichten von Menschen auf Substack also, die man herzen, beantworten und „restacken“ oder zitieren kann (die Nachrichten, nicht die Menschen, soweit sind wir dann doch noch nicht).
Das ist deshalb spannend, weil schon viele Autor*innen und Subscriber, also Nutzer*innen auf Substack sind, die vielleicht auch kurze Gedanken formulieren und lesen möchten. Und weil Twitter von einem 12-Jährigen Milliardär mit Pippikacka-Humor und mindestens fragwürdiger politischer Einstellung geführt wird und sich daher einige Menschen eine Alternative herbeisehnen.
Nun kenne ich die leitenden Personen bei Substack und ihre Ziele nicht so gut und halte mich daher erstmal zurück mit großem Jubel, auch wenn das Konzept sinnvoll klingt. Ein neuer Ort für kurze und längere Publikationen von Amateuren und Profis, die sich miteinander vernetzen können: Warum nicht.
Da ich aber auch bei Substack den Wunsch nach Großinvestor*innen vermute, bleibe ich erstmal nur vorsichtig optimistisch. Zumal Substack sehr US-zentriert ist, und daher an vielen Stellen sofort von „Wachstum“, „Erfolg“ und natürlich auch „Umsätzen“ die Rede ist. Die Notes einiger US-amerikanischer Autor*innen sind jetzt schon voll mit Aufforderungen, den jeweiligen Newsletter kostenpflichtig zu abonnieren, Lobpreisungen der eigenen angeblichen Expertise und wie sie mein Leben verbessern wird und … hach, mir geht das einfach auf den Senkel. Statt erstmal eine Kultur zu etablieren, wird sofort die „Business Opportunity“ gesucht. Langweilig.
Ob eine Plattform wirklich eine neues digitales Zuhause für mich wird, entscheidet die vorherrschende Gesamtkultur, der Humor, der allgemeine Ton, und auch die Diversität der Nutzer:innen. Bei Twitter haben sich über die vielen Jahre so viele „Blasen“, so viele verschiedene Interessengruppen und Tonalitäten, Layer, Humorebenen etabliert, dass es trotz der massiven Probleme eben auch eine Freude sein konnte, sich dort treiben zu lassen. Und soweit sind Substack Notes noch lange nicht. Erste Anzeichen deuten auf jede Menge „LinkeIn-Content“ hin, und das brauche ich zumindest ganz sicher nicht. Also warte ich mal ab, wie sich das alles entwickelt.
(Hinweisen möchte ich noch darauf, dass dieser ganze Krams im Moment im Browser, mobil oder Desktop, besser funktioniert als in der App, die aber sicher bald nachzieht. So könnt ihr im Browser eure eigenen Notes editieren (in der App noch nicht) und unter den drei Punkten im Profil einer Person auch auswählen, ob ihr von Menschen nur die Notes oder auch den oder die Newsletter lesen wollt – auch das geht noch nicht in der App. Und bis vor kurzem hatte Substack auch noch die Funktion „Chat“, ich schätze, die wird nun bald eingestellt.)
Ab hier nun der “richtige” Newsletter, der mit einer neulich erlebten Geschichte beginnt und mit einigen Kultur-Tipps endet. Aber zuerst: Ein Foto.
Neulich im kleinen Park
Content-Warnung: Es kommen in der folgenden Geschichte zwei alte Nazisäcke und rassistische Beleidigungen vor, die ich in einem Zitat ausschreibe. Zum Ausgleich habe ich Sätze über den kleinen Hund eingestreut.
Tagsüber, vor ca. zwei Wochen, ich gehe mit dem kleinen Hund eine kleine Runde durch einen kleinen Park. Auf dem Bolzplatz rennen ein Dutzend kleiner Menschen einem Ball hinterher, denn so geht Fußball, wenn es mehr als zwei verschiedene Trikots gibt: Alle Personen auf dem Platz müssen gleichzeitig versuchen, den Ball zu bekommen.
Auf dem spärlich ausgestatteten Spielplatz ein paar Meter weiter üben die noch viel Kleineren das Möglichst-schnell-auf-dem-Sand-Laufen und Möglichst-hoch-Klettern und orientieren sich dabei anscheinend an den Panda-Videos, die sie von den Smartphones der Eltern kennen. Sie stolpern und sie purzeln, und sobald sie sich wenige Zentimeter über Normalnull befinden, also auf einem Klettergerüst, und „Guck mal!“ rufen, und das unterscheidet sie dann doch von Pandas, schaut ein auf einer Parkbank vor dem Spielplatz sitzender Elternteil kurz vom Screen auf und antwortet „Nicht so hoch!“.
Ein paar Sonnenstrahlen bemühen sich, die Temperaturen über Null zu schieben und scheitern.
Es ist also ein ziemlich normaler Tag, nicht einmal besonders idyllisch. Kinder machen Kindersachen, wenige erwachsene Begleitungen sind dabei und langweilen sich. Oder posten unlustige Bilder auf Facebook, man weiß es ja nicht.
Geduldig starre ich derweil ins Gebüsch, wo der kleine Hund seit etwa drei Minuten einen einzelnen Ast, nein, einen ganz bestimmten Zentimeter eines einzelnen Asts mit äußerster Konzentration beschnüffelt. Es könnte nämlich sein, aber sicher ist es nicht, dass an diesem Ast, an genau dieser Stelle, vor nicht all zu langer Zeit oder davor einmal eine Hündin vorbeigekommen ist. Und der kleine Hund mag Hündinnen, noch viel lieber aber die Äste, die ihren Weg kreuzten. Noch ist er sich unsicher, aber sobald er mehr Indizien gesammelt hat, wird er gegen den Ast pinkeln. Oder halbwegs in die Richtung. Das macht zwar alles überhaupt keinen Sinn, aber naja. Hunde.
Während ich da so stehe und ins Gebüsch starre, um zu prüfen, ob etwas passiert, das ich beseitigen müsste, und während ich versuche, dabei nicht sehr weird auszusehen, laufen zwei ältere Herren hinter mir den Weg entlang. Ich hatte sie schon vorher aus der Ferne kommen sehen, Typ „Urberliner Taxifahrer“, also nicht zwingend unsympathisch. Ich mag Urberliner, bin ja selber einer, und ich mag auch Taxifahrer. Ich beachte die beiden nicht weiter, doch da ich da nunmal stehe und die beiden direkt an mir vorbei spazieren, höre ich hinter meinem Rücken, was sie in ihrer Unterhaltung in diesem Moment sagen. In sehr breitem Westberlinerisch, das ich euch bei der Transkription erspare.
Sie sagen das hier:
„Die Nazis haben es wenigstens geschafft, das ganze Pack loszuwerden.“ – „Ja, aber jetzt sind wir Deutschen ja zu feige. Überall Türken, Araber, was weiß ich, nur noch Kanacken halt, das ganze Gesocks. Muss alles weg.“
Ich brauche einige lange Sekunden, das zu verstehen. Ich habe es vernommen, bin aber zunächst noch der Überzeugung, ich müsse mich verhört haben. Aber nein, die Worte hängen immer noch in der Luft, klingen nach. Die haben das ziemlich genau so gesagt. Und ich habe außerhalb von TV-Reportagen noch nie soviel Menschenfeindlichkeit in so kurzer Zeit gehört. Von der kompletten Dämlichkeit der Sätze mal abgesehen: Das war derart offen ausgesprochener Rassismus, Antisemitismus und Verherrlichung des Nationalsozialismus‘, dass es mir die Sprache verschlagen hat.
Jetzt ist es nicht so, dass ich denke, es keine Menschen, die so denken und reden, nur im Fernsehen. Ich habe solche Menschen schon gesehen und gehört, meist aber in Gruppen. Trotzdem: Ist mir schon bewusst alles, es gibt ja sogar eine Partei aus denen. Aber an diesem Tag an diesem Ort diese Worte zu hören, das war so verstörend wie schockierend.
Ich würde jetzt gerne aufschreiben, wie ich heldenhaft den kleinen Park in einen antifaschistischen Hort verwandelt habe. Wie ich die Männer zur Rede gestellt habe. Sie ein bisschen geschubst oder (besser, Gewalt ist ja wohl keine Lösung) gekonnt zur Rede gestellt habe. Wie meine Argumente, meine bloße Präsenz sie zur Einsicht gebracht hat, wie ich ihnen eine Entschuldigung abgerungen habe und sie Besserung schwörten.
Aber das kann ich nicht aufschreiben, denn das ist nicht passiert. Ich hab nichts gemacht. Gar nichts.
Ich hab auf den Hund gewartet und bin dann weiter gegangen. Die Männer waren längst ein Stück weg, als ich wirklich realisiert hatte, was sie gesagt haben, aber das ist keine Entschuldigung. Ich hätte die paar Meter hinterhergehen können, ich wäre schneller gewesen (wenn der Hund mitgekommen wäre, es ist manchmal nicht so einfach für ihn, sich mit mir auf eine Richtung zu einigen). Aber ich habe das nicht getan.
Und ich ärgere mich bis heute darüber. Ich hätte etwas sagen müssen. Ich hätte diese Sätze mindestens kommentieren müssen, damit solchen Leuten klar ist: So etwas sagt ihr nicht ohne Gegenreaktion.
Abends haben wir zuhause überlegt, was genau ich hätte tun können. Man kommt solchen Menschen ja nicht mit Argumenten oder Fakten, und ich will auch gar nicht mit Leuten diskutieren, die solche Sätze sagen. Jedes Gespräch auf der gegebenen Grundlage wäre absurd gewesen (es sei denn, sie hätten mir glaubhaft erklärt, dass sie Schauspieler sind und gerade einen Dialog in einem antirassistischen Theaterstück proben, in dem sie Nazis spielen, aber naja, die Wahrscheinlichkeit ist äußerst gering). Außerdem wäre die Gefahr sehr groß gewesen, dass der Hund sich plötzlich mit denen anfreundet, vermutlich hatte einer von denen Leckerli dabei, weil er selbst Hundebesitzer ist, meine Güte, ich will mir das gar nicht vorstellen. Horror.
Nein, ein Gespräch wäre keine Option gewesen. Eine Reaktion wäre nur zu meiner Genugtuung und um das Gesagte nicht unwidersprochen zu lassen wichtig gewesen. Ich hätte so schnell wie klug sein müssen, danach wäre weitergehen genau richtig gewesen.
Ich hätte freundlich fragen können, ob ich gerade tatsächlich das gehört habe, was ich gehört zu haben glaubte. Und dann hätte ich einfach nur sagen müssen, dass ich sie für ekelhafte Rassisten ohne jeden Anstand und ohne einen Funken Menschlichkeit halte. Und für blöde Fascho-Idioten. Oder ich hätte nur sagen können, dass sie sich schämen sollten. Ohne Beleidigungen wäre es sicher souveräner gewesen.
Dann hätten sie mich entweder beschimpft und zurück beleidigt (und das wäre dann evtl. eskaliert, ich lasse mich ja auch nur sehr ungern beschimpfen und beleidigen). Oder sie hätten einfach gesagt: „Jau. Wir sind Rassisten. Schönen Tag noch.“
Ich weiß nicht was schlimmer gewesen wäre. Und ich weiß, dass mir in diesen Sekunden natürlich rein gar nichts cooles, lässiges, voll auf den Punkt treffendes eingefallen wäre. Wahrscheinlich hätte ich nur sowas gesagt wie „Was soll die Scheiße?“.
Wahrscheinlich wäre das auch völlig okay gewesen. Und besser als nix.
Wenden wir uns, also ich mich, nach dieser verpassten Chance des zivilen Widerspruchs lebenswerteren Dingen zu.
Ein langes Buch über London Calling
Ich lese gerade das sehr, sehr, sehr nerdige Buch “Route 19 Revisited: The Clash and London Calling” aus dem Jahr 2009 von Marcus Gray. Mit satten 532 hat das Werk genau 528 Seiten mehr als das Album “London Calling”, um das es ausschließlich geht, was ihr vielleicht schon vermutet habt.
Eine Rezension beschreibt den Wälzer als “Bloated and unfocused—for die-hard Clash fanatics only” und ich verstehe das als Lob. In der Tat holt Gray hier nach seiner Clash-Biografie “Last Gang in Town” von 1996 nochmal weiter aus, denn bevor man über London Calling spricht, muss man natürlich die Vorgeschichte der Band und der einzelnen Mitglieder und ihrer Eltern und Großeltern kennen. Und ich finde das wirklich sehr spannend, denn es gibt z.B. auch einige Passagen zum damaligen geschäftlichen Verhältnis zu CBS als Label und der generellen finanziellen Situation der Band nach den ersten zwei Alben und so. Ja. Sehr, sehr, sehr nerdig.
Erhältlich ist “Route 19 Revisited” nur noch gebraucht, aber das ist ja sowieso besser für die Umwelt.
Ein kurzes Buch über einen polnischen Trompeter
Ganz anders, aber auch viel kürzer und überraschender: Polski Blues von Janosch. Hat mir Tanja geschenkt, und ich hab’s ihr vorgelesen, was ob der vielen polnischen Namen für mich gar nicht so einfach war, für sie dafür ab und zu sehr lustig. Ein schön geschriebener, kurzer Roadtrip in ein kleines Dorf in Polen, der Klappentext umschreibt die Story genau richtig:
Der polnische Filmregisseur Staszek Wandrosch fährt mit zwei Freunden nach Polen, um dort Zdenek Koziol zu besuchen. Zdenek Koziol alias Steve Pollak war in den Fünfzigerjahren ein legendärer Jazztrompeter, der gewusst hatte, wie man richtig lebt. Und seitdem Staszek erfahren hat, dass Zdenek jetzt wieder in einem verschlafenen polnischen Dorf hausen soll, möchte er wissen, wie es dem Idol von damals geht.
Also reisen die drei in das polnische Örtchen und machen sich auf die Suche nach Zdenek, dem Trompeter und ehemaligen Lebenskünstler. Der rast, zeitweilig dem Wahnsinn verfallen, in einer alten einzylindrigen Jawa Baujahr 37 über die Felder und versucht, die Wunden zu vergessen, die das Leben ihm geschlagen hat. Sein alter Freund aus Musikerzeiten Zbigniew Kowalski, den er mitgebracht hat in das kleine Kaff, sorgt einstweilen als falscher Priester für das Seelenheil des Dorfes. Am Ende feiern sie alle zusammen ein Fest mit Brot und Wein, und Zbigniew spielt mit Zdenek noch einmal jenen alten Blues von einst.
Einerseits erscheint einem die Männerromantik des Romans von 1991 ein wenig angestaubt, andererseits begibt man sich beim Lesen auf eine kleine Zeitreise in die nahe Vergangenheit, und wie man es von Janosch nicht anders erwartet, liegt eine große Menschlichkeit und ein versöhnender Humor über allem. Sogar über den Tragödien. Na zdrowie!
Ein mittellanges Buch über das Leben
In der letzten Ausgabe hatte ich angekündigt, “Das Leben ist wunderbar” von Frank Martella zu kaufen und zu lesen, beides habe ich getan. Durchgelesen habe ich es an einem längeren Abend, weil es wirklich unterhaltsam losgeht. Martella beschreibt die Suche nach dem Sinn des Lebens, die uns alle umtreibt. Er beginnt mit viel Verständnis für alles, holt mich gut ab, dann trickst er mich sehr geschickt in eine kurze Geschichte der Philosophie, Religion und gesellschaftlichen Entwicklung überhaupt, und wenn ich dann so langsam denke, okay, komm zum Punkt, dann kommt er zum Punkt. Der ist, das darf ich verraten: Es geht nicht um den Sinn des Lebens, sondern um den Sinn im Leben. Und das stimmt ja auch.
Es ist ein sehr humanistisches, liebevolles Buch, ich mag den Autor sofort, und wenn ihm etwas vorzuwerfen wäre, dann vielleicht, dass seine Vorschläge für ein glückliches Leben nicht ganz so leicht umzusetzen sein dürften für Menschen, denen es gerade wirklich mies geht. Aber natürlich weiß Martella das und weist darauf hin, dass es wohl kaum Rezepte gegen die tatsächlichen Tragödien und Schicksalsschläge des Lebens gibt. Vielleicht genügt es ja aber hin und wieder auch, einfach mal ein positives, optimistisches Buch in den Händen zu halten.
Wir haben “Das Leben ist wunderbar” mal unseren fast erwachsenen Söhnen in die Hände gedrückt, mal sehen, was sie dazu sagen. Falls sie es jemals lesen.
Ein paar Musiktipps
Zur Zeit auf meinem Plattenteller und in meinen Playlists:
The Hold Steady – The Price of Progress
Das neu(nt)e Album meiner Lieblinge aus New York ist wieder mal jede Zeit wert. Ich liebe die Art, wie Craig Finn Kurzgeschichten in Songs packt, und ich versuche immer noch einzukreisen, wie er die Band-Alben und seine Solo-Veröffentlichungen musikalisch trennt. Eine Zeitlang dachte ich, er würde bei Hold Steady mehr singen und solo dann eher in den Spoken-Word-Rhythmus fallen, aber das trifft so nicht ganz zu. Ist aber auch egal. Hier ist einer der Tracks aus dem neuen Album, den Rest findet ihr allein.
Galen & Paul – Room at the Top
Galen Ayers ist Musikerin und auch die Tochter von Kevin Ayers, dem damaligen Bassisten von Soft Machine. Paul Simonon ist Maler und damaliger Bassist von The Clash.
Irgendwie haben die beiden sich wohl schon vor längerer Zeit in Spanien kennengelernt und nun beschlossen, ein paar einfache Songs zusammen aufzunehmen. Als Galen & Paul eben. Und das ist so wenig modern wie es gelassen, charmant und unprätentiös ist, so dass ich mich darüber nur freuen kann. Die erste Single “Lonely Town” ist geradezu kinderliedig, die neue Auskopplung “Room at the Top” gefällt mir noch besser, sehr 50s, sehr Del Shannon und auch ein bisschen Havanna 3am. Ich mag diese Unaufgeregtheit gerade sehr. Das Album erscheint am 19. Mai 2023 und etwa die Hälfte der Songtitel sind Spanisch.
Das in Paul Simonons Haus mit einem iPhone aufgenommene Video ist nicht so der Kracher, aber egal, wir sind ja hier nicht bei MTV.
Lana del Rey – Did you know that there's a tunnel under Ocean Blvd
Die Alben von Lana del Rey kaufe ich wegen der immer hervorragenden Coverdesigns auf Vinyl, und ich mag die Melange aus ihrer oft beinahe zu süßlichen Stimme und den ebenso oft beinahe verstörenden Texten. Es schwebt immer so eine gewisse Unbehaglichkeit mit bei del Rey, die an amerikanische Psychothriller erinnert. Alles sehr strange, und oft breche ich ein Album nach der Hälfte der Songs ab, um es erst später weiter zuhören.
Hier ist der ungewöhnliche Opener des Albums, das mit einem Missverständnis bei den Aufnahmen beginnt.
TV-Serien
Okay, ich sag’s: Die neue Staffel von Ted Lasso ist nix. Ich mochte die ersten beiden Staffeln wirklich sehr, es war schön, nette Menschen zu sehen, die sich nicht dauernd gegenseitig hintergehen oder erschießen, ich habe die Abwesenheit von Zynismus bei Ted Lasso sehr genossen.
Aber jetzt … ich will ja nicht spoilern, aber was soll dieses plötzliche, geradezu peinliche “Fuck” und “fucking” in den Dialogen die ganze Zeit? Die auffällige Überpräsenz von Alkohol? Ich bekomme den Eindruck, dass man hier krampfhaft versucht hat, ein bisschen weniger sauber zu sein, der konstanten Apple- und Nike-Werbung etwas “Dreck” oder gar “Echtheit” entgegenzusetzen, aber das wirkt wirklich sehr konstruiert. Und was ist denn mit Coach Beard los, der ist gar nicht mehr cool, auch viel zu wenig präsent?
Ich schaue die Staffel zu Ende, okay, aber begeistert bin ich bisher nicht, nur, dass ihr’s schonmal gehört habt.
Unterhaltsamer hingegen und auch sehr freundlich: The Big Door Price mit Chris O’Dowd, den ihr vielleicht aus IT Crowd kennt (falls nicht, bitte nachholen, ihr werdet es nicht bereuen).
Kurzinhalt: Im Lebensmittelladen einer Kleinstadt steht plötzlich ein Automat namens Morpho, ähnlich einem Fotoautomat, der aber allen, die ihn per Handauflegung benutzen, ihre angeblich wahre Bestimmung im Leben auf einer Karte ausdruckt. Die Einwohner der Stadt drehen natürlich ein bisschen durch, weil sie nämlich insgeheim schon immer etwas ganz anderes sein wollten als das, was sie derzeit sind, und sich vom Automaten bestätigt sehen. Aber was bedeutet es, wenn einem der Automat gar nichts anderes weissagt? Wenn auf der Karte genau das steht, was man schon ist?
Mit dieser Frage und diesem unterhaltsamen Gedankenspiel für die ganze Familie ist dann diese Ausgabe dieses Newsletters auch am Ende angekommen.
Und ich hoffe, ihr seid glücklich so, wie ihr seid.
Love, Love, Love – Johnny
Ich mag die Geschichte mit dem Hund und den beiden Typen. Danke fürs Schreiben.
Danke für die Notes-Einordnung! Ich bin bei einem neuen Twitter skeptisch, weil ich das alte Twitter vor ca 14 Monaten sehr gern hinter mir gelassen habe.
Allerdings möchte ich eine Lanze für die Abos brechen: Gerade für die US-Substacker*innen ist das hier keine neue Kultur mehr. Es ist für einige hier ein wichtiger Teil ihres Einkommens. Ich habe erst vor drei Wochen mit einem bezahlten Zusatzangebot angefangen und war überrascht, wie viel Potenzial Substack hat. Die Plattform kann also sehr frei sein. Ein "Sub" (sagt man das so?) bietet etwas an, rennt dir aber niemals brüllend hinterher, wenn es dich nicht interessiert.
Sehr roher Gedanke: Das könnte für viele Menschen eher ihrer Persönlichkeit entsprechen. Hier ist ein Produkt, ich stehe dahinter, ich gebe es euch gern aber ich verzichte auf Reichweitenspielchen. Substack ist die erste Plattform, bei der ich daran glaube, dass sie auch für das ganze Intro-Spektrum funktionieren kann.
Grüße von der Panke
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